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Warum der Himmel die Hölle braucht

Autorenbild: Claudia NeubauerClaudia Neubauer

Aktualisiert: 14. Apr. 2023

Als Kind lernte ich: Die Hölle ist fürchterlich, der Himmel der anzustrebende Zustand. Doch gibt es die Sonne ohne den Regen, den Gipfel ohne das Tal? Manchmal bedarf es des Abstiegs in die eigenen Abgründe, um das Paradies zu erklimmen. Wie teilt man mit, was man beim Aufstieg oder Abstieg zum eigenen Selbst erfahren hat? Menschen verlieren sich dabei oft im Fanatismus, glauben die restliche Welt bekehren zu müssen und scheitern schließlich mit ihrem Anliegen, anderen ein Stück des Paradieses schmackhaft machen zu wollen. Sind die Grundwahrheiten, die man nur im tiefsten Inneren der eigenen Seele erahnen kann, überhaupt mitteilbar? Anderen die eigene Interpretation überstülpen zu wollen scheitert ebenso wie das Bemühen derlei Erkenntnisse auf Verstandesebene zu kommunizieren. Vielleicht vermag es lediglich die Kunst in Form von Geschichten, Parabeln und Märchen, die letzten Wahrheiten auszudrücken. Die Wege dorthin unterschieden sich. Möglicherweise hatte Sokrates Recht, lediglich Fragen zu stellen, um das eigene Selbst ins Wanken zu bringen. Es braucht die Erschütterung, das Abtauchen in die eigenen Abgründe, das Verirren im dunklen Wald, um zu den eigenen Wurzeln vorzudringen. Jede falsch geglaubte Sicherheit bedeutet ein naives Festhalten an Trugbildern, die uns davon abhalten, eine notwendige Reise zu uns selbst zu beginnen. Eine reinigende Pilgerfahrt, die uns ermöglicht, totgeglaubte oder abgeschnittene Teile wieder zum Leben zu erwecken und andere Aspekte in uns sterben zu lassen. Ein ewiges Pendeln zwischen Tod und Leben, zwischen Eros und Thanatos, zwischen dem Kommen und Gehen aller Dinge. Wir tragen die Fähigkeit in uns, zu unseren ursprünglichen Anlagen zurückzukehren, sie jederzeit wieder aufleben zu lassen und Überflüssiges aus unserem Haus zu werfen. Vielleicht wartet im eigenen Untergrund sogar etwas Heilsames, etwas, dass uns ermöglicht, mit unseren Füßen wieder nach oben abzuheben. Vielleicht braucht der Himmel die Hölle.


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©2022 Coaching de luxe. Erstellt von Claudia Maria Neubauer. Fotos by Martina Reithofer.

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